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Alfried Krupp-Förderpreis 2023

Alfried Krupp-Förderpreis 2023

Der Alfried Krupp-Förderpreis


Der Alfried Krupp-Förderpreis wird seit 1986 jährlich für Nachwuchs­wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgeschrieben, die in den Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften eine Erstprofessur an einer deutschen Hoch­schule innehaben. Er gehört zu den am höchsten dotierten Preisen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und wurde bisher an 43 herausragende Nachwuchsforscherinnen und -forscher vergeben.

Die mit 1 Mio. € dotierte Auszeichnung soll die Preisträger*innen während eines Zeitraums von fünf Jahren in die Lage versetzen, sich unabhän­gig von öffentlichen Geldern ein verbessertes Arbeitsumfeld zu schaffen und ihre Arbeit in Forschung und Lehre voranzutreiben.

Die Alfried Krupp-Förderpreisträgerin 2023: Prof. Dr. Zeynep Akata Schulz

Prof. Dr. Zeynep Akata Schulz (37), geboren in der Türkei, wurde 2019 auf die Professur für Erklärbares Maschinelles Lernen an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen berufen, die im Rahmen des Exzellenzclusters „Maschinelles Lernen: Neue Perspektiven für die Wissenschaft“ eingerichtet wurde. Sie studierte technische Informatik an der Trakya Universität in der Türkei, Medieninformatik an der RWTH Aachen und wurde an der Universität Grenoble promoviert. Nach ihrer Promotion forschte sie von 2014 bis 2017 als Postdoktorandin am Max-Planck-Institut für Infor­matik in Saarbrücken zu Maschinellem Sehen und Lernen. Zudem war sie zu der Zeit als Gast­wissen­schaftlerin an der University of California in Berkeley tätig. Zwischen 2017 und 2019 arbeitete Akata als Junior­professorin sowie als wissenschaftliche Leiterin des UvA-Bosch Delta Lab an der Universität Amsterdam, dort beschäftigte sie sich mit den Grundlagen des Deep Learning. Sie war ebenfalls Forschungs­­leiterin am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken.

Die Arbeit von Zeynep Akata Schulz ist bereits mit hochrangigen Förderungen und Auszeichnun­gen gewürdigt worden, darunter mit dem EVCA Young Researcher Award (2022), dem Deutschen Mustererkennungspreis der Deutschen Gesellschaft für Mustererkennung (2021), dem „ERC Starting Grant“ des Europäischen Forschungsrates (2019) und dem Lise Meitner Award for Excellent Women in Computer Science des Max-Planck-Instituts für Informatik (2014). Sie ist regelmäßig als Keynote Sprecherin eingeladen, etwa bei der UAI Conference, der Helmholtz AI Conference, am University College London, bei Facebook AI Research oder Google. Zeynep Akata Schulz ist u. a. Mitglied des Tübingen AI Center an der Universität Tübingen und am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme.

Über die Forschung von Zeynep Akata Schulz

Der Forschungsschwerpunkt von Zeynep Akata Schulz liegt im Erklärbaren Maschinellen Lernen. Erklärbares Maschinelles Lernen bietet Erklärungen, damit Menschen nachvollziehen können, wie und warum eine Künstliche Intelligenz (KI) eine bestimmte Entscheidung getroffen hat. Dies stärkt das Vertrauen in KI, ermöglicht es Benutzer*innen, Fehler zu erkennen und trägt zu verantwortungsvollen Entscheidungen bei. Dieser Ansatz könnte Anwendung finden im Finanz-, Gesundheits- und Rechtswesen und anderen Bereichen, in denen es wichtig ist, dass Menschen die Entscheidungen von KI-Systemen verstehen.

Eine Methode des Maschinellen Lernens ist Deep Learning. Moderne Computeralgorithmen nutzen Deep Learning Modelle, um komplexe Aufgaben zu bewältigen und hochdimen­sionale Probleme zu lösen. Allerdings sind diese Modelle intransparent und können ihre Ent­scheidungen nicht erklärbar darstellen. Akata arbeitet daran, trans­parente Algorithmen zu entwickeln, die nachvoll­ziehbare Ent­scheidungen treffen können. Dafür nutzt sie Modelle des „weakly supervised learnings“ – ein Ansatz im Maschinellen Lernen, bei dem unvollständige oder unspezifische Informationen zum Einsatz kommen. Dies ermöglicht das Training mit unstrukturierten oder unqualifizierten Daten. Die Methode ist sinnvoll, um große Datensätze effizient zu nutzen und Modelle mit begrenzten Ressourcen zu trainieren.

Akatas Vision ist es, eine selbsterklärende Künstliche Intelligenz zu schaffen, die mit minimalem Feedback lernen und zuverlässig sowie transparent mit Menschen interagieren kann. Dies kann besonders relevant für mobile Robotik und intelligente Fahrzeuge sein.

Fachkolleg*innen beschreiben Akata als Aus­nahme­­wissenschaftlerin: Neben ihren wissenschaftlichen Leistungen und der Publikations­tätig­keit – sie wurde bereits 15.000-mal in Fachkreisen zitiert – engagiert sie sich in der Lehre und betreut Studierende sowie Promovierende.

„Es ist uns eine große Freude, Zeynep Akata Schulz mit dem dies­jährigen­ Alfried Krupp-Förderpreis auszu­zeichnen“, so Prof. Ursula Gather, die Kuratoriumsvorsitzende der Krupp-Stiftung. „Erklärbares Maschinelles Lernen hat das Potenzial, unsere Lebensqualität zu ver­bessern und innovative Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Es wird unser Leben verändern. Der Ansatz von Zeynep Akata Schulz, Maschinelles Lernen ohne den Einsatz von klassifizierten Trainings­daten, jedoch unter Verwendung mehrerer Datenmodalitäten zu erforschen sowie Vertrauen in die Technologie zu stärken, spielt eine entscheiden­de Rolle für die Anwendungs­möglichkeiten und die gesellschaftliche Akzeptanz. Auf diesem Gebiet gehört sie zur internatio­nalen Weltspitze. Der Förderpreis unterstützt sie auf diesem Weg.“

Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Gather, Vorsitzende des Kuratoriums der Krupp-Stiftung

Festakt: Impressionen der Veranstaltung

Die Verleihung des Alfried Krupp-Förderpreises findet jedes Jahr im Herbst in der Villa Hügel statt. Prof. Ursula Gather, die Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung begrüßte die Festgäste und eröffnete den Abend mit einer Ansprache. Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen, schloss sich mit einem Grußwort an. Die mit 1 Mio. € dotierte Auszeichnung überreichte Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Den Festvortrag mit dem Titel „Von Maschinen, Majestäten und Mirakeln. Geschichten aus 150 Jahren Villa Hügel“ hielt Prof. Dr. Ralf Stremmel, Leiter des Historischen Archivs Krupp.

Laudatio

Den Rahmen des Abends bildete die Laudatio auf Zeynep Akata Schulz, die in Filmform gezeigt wurde und die Perspektiven ihrer Weggefährten aufzeigte: Prof. Dr. Matthias Bethge, Direktor Tübingen AI Center, Prof. Dr. Bernt Schiele, Direktor Max-Planck-Institut für Informatik, Dr. Stephan Alaniz, Postdoctoral Researcher, und Karsten Roth, PhD Researcher, gaben einen Einblick in die Zusammenarbeit mit Zeynep Akata Schulz, erläuterten den Forschungsbereich und skizzierten die Persönlichkeit der Ausnahmewissenschaftlerin.

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