Jahresprogramm 2024

Projekte & Publikationen

Wie wir arbeiten

Die Tätigkeit des Historischen Archivs Krupp ruht auf sechs Säulen: Übernahme, Erschließung, Benutzung, Bestandserhaltung, Digitalisierung und Vermittlung. Dabei ist die Arbeit des Archivs als Geflecht aus all diesen Bereichen zu verstehen: Wer Historisches bewahren will, muss es erst einmal in das Archiv übernehmen. Wer erhalten möchte, muss den Inhalt seiner Bestände erschließen, Dokumente und Objekte systematisieren und restaurieren. Auch die Vermittlung ist ein wichtiger Bestandteil der Archivarbeit: Mit Vorträgen tragen die Mitarbeiter*innen des Archivs die Inhalte in den öffentlichen Diskurs. Auch eigene Publikationen sowie die Unterstützung externer Veröffentlichungen sind eine wichtige Aufgabe des Archivs.

Digitalisierung

Die Digitalisierung hat neue Aufgaben und Chancen für Archive mit sich gebracht: Vielerorts werden Archivalien mittlerweile systematisch digitalisiert, oft unterstützt von speziellen Forschungs- und Fördervorhaben. Dabei wirft die Technik zahlreiche Fragen auf: In welchem Format sollte am besten digitalisiert werden, um die Informationen auch noch in vielen Jahren auffindbar zu halten, und wie geht man mit genuin digitalen Dokumenten um? Das Krupp-Archiv treibt seit einiger Zeit die Digitalisierung voran und beteiligt sich dabei auch an mehreren Drittmittelprojekten. Ziel ist, Archivalien weltweit online zu Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen und die historischen Unterlagen in Zukunft physisch zu schonen.

Bestandserhaltung

Wer Erinnerung bewahren und zugänglich halten will, der muss sich um eine sachgerechte und dauerhafte Erhaltung ihrer materiellen Träger kümmern: der Schriftstücke, Fotografien, Filme, Tonbänder, Grafiken, Plakate und all der anderen Archivalien. Das Historische Archiv Krupp führt laufend Projekte zur langfristigen Sicherung der ihm anvertrauten Unterlagen durch. Das kann die aufwendige Restaurierung einer einzelnen Urkunde sein, aber auch die Reinigung von Foto-Glasplatten oder die Massenentsäuerung industriell hergestellter Papiere – das Spektrum reicht bis zur Mikroverfilmung und Digitalisierung. Im Jahr 2022 konnten rund 2.200 Rollen Mikrofilme im zentralen Sicherungsort der Bundesrepublik Deutschland, dem „Barbarastollen“, deponiert werden.

Benutzung

Das Historische Archiv Krupp unterstützt in vielfältiger Weise die Nutzung seiner Bestände. Sei es für Wissenschaftler*innen oder Studierende oder aber für Dokumentarfilmer*innen und Medienvertreter*innen, die Archivmitarbeiter*innen werden mit ihrer Expertise für öffentliche Statements, Projektkonzepte und zur Unterstützung wissenschaftlicher Studien herangezogen. Insbesondere ist das Archiv eine Quelle für die interne Nutzung durch die Krupp-Stiftung und die thyssenkrupp-Unternehmensgruppe. Es unterstützt z. B. Vorhaben der Stiftung, indem es Informationen und Medien bereitstellt und als Ratgeber und Wissensspeicher dient. Auf dem Hügel unterstützt das Archiv Bau-, Sanierungs- und Renovierungsprojekte, die ohne historische Quellen kaum angemessen machbar wären. Im Unternehmen trägt es mit zu Rechtssicherheit und historischer Kommunikation bei, hilft Grundstücksfragen und Beteiligungsgeschichten zu klären und vieles mehr. Als Langzeitgedächtnis ist es unverzichtbar.

Erschließung

Entscheidend für die Archivarbeit ist es, Informationen auffindbar zu machen. Dafür müssen die Archivalien inhaltlich verzeichnet werden. Findbücher und Datenbanken kommen zum Einsatz. Etwa 97 Prozent der Bestände des Krupp-Archivs sind bereits erschlossen, wenn auch in unterschiedlicher Tiefe. Die fehlenden drei Prozent, darunter mehr als 3.000 Akten aus der Patentabteilung oder zum Verkauf von Rüstungsmaterial vor 1945, werden jetzt sukzessive mit Dienstleistern von außen bearbeitet, weil die personellen Kapazitäten des Archivs für diese Aufgabe nicht ausreichen.

Vermittlung

Es ist ein Trugschluss, dass Archivar*innen den Großteil ihrer Zeit graumäusig in Depots verbringen. Bestände wollen gezeigt und ausgewertet werden, und so ist das Historische Archiv Krupp sehr aktiv in der Vermittlungsarbeit: Neben Vorträgen zu historischen Themen beteiligen sich Mitarbeiter*innen des Archivs auch an digitalen Formaten wie z. B. einem Archiv Walk, der in sozialen Netzwerken den Blick in die Archivarbeit ermöglicht. Einen weiteren Baustein in der Vermittelungsarbeit des Krupp-Archivs bilden Ausstellungen – sowohl in traditionell analoger als auch in digitaler Form. Und mit Leihgaben von Exponaten ist das Archiv immer wieder in Museen und Ausstellungshäusern präsent.

Archiv Stories

Im Mittelpunkt unserer Archiv Stories stehen Quellen aus den vielfältigen Beständen des Krupp-Archivs. Diese Objekte, oft zu besonderen Anlässen oder Jubiläen ausgewählt, werfen Schlaglichter auf außergewöhnliche Themen, Menschen und Ereignisse aus über 200 Jahren Krupp-Geschichte. Sie erzählen exemplarisch Geschichte(n) über Firma und Familie Krupp und den Hügel. Dabei reichen sie oft weit darüber hinaus und sind Teil deutscher und internationaler Geschichte.

Publikationen

Zur Vermittlungstätigkeit des Historischen Archivs Krupp zählen nicht zuletzt klassische Instrumente, sprich Veröffentlichungen. Neben eigenen Publikationen wie beispielsweise über Friedrich Alfred Krupp oder die Krupp-Fotografien aus zwei Jahrhunderten, unterstützt das Archiv Buchprojekte durch Expertise und Recherche und öffnet seine Bestände etwa für Dissertationen und vieles andere.

Schwerpunkt Fotografie

Fotografie ist ein Teil der DNA von Krupp: Bereits Alfred Krupp wusste Anfang der 1860er Jahre um die Wichtigkeit einer fotografischen Präsentation und Dokumentation. Die Aufnahmen der von ihm gegründeten Werksfotografie stellen einen Grundstock der heutigen Bildbestände im Historischen Archiv Krupp dar: Es bewahrt mittlerweile mehr als 2,5 Millionen Fotografien, mit denen die Geschichte des Mediums erzählt werden kann, von den Anfängen der 1840er Jahre bis zur digitalen Gegenwart. Auch die Krupp-Stiftung als Eigentümerin des Archivs unterstützt konsequent die Fotografie, indem sie Stipendienprogramme für angehende Fotokurator*innen sowie Künstler*innen initiiert, Ankäufe für Museumssammlungen ermöglicht und Ausstellungen sowie Publikationen fördert. Nicht zuletzt war das klare Profil des Historischen Archivs Krupp die Basis dafür, Mitgründer des Essener Instituts für Fotografie zu werden.

Die Fotoüberlieferung im Krupp-Archiv bietet ein Kaleidoskop deutscher Geschichte und gibt Antworten auf verschiedenste Fragestellungen aus Alltags- Technik-, Sozial-, Wirtschafts-, Politik- und Kulturgeschichte. Fotografien stellen Archivare und Archivarinnen jedoch vor diffizile Bewertungs-, Lagerungs- und Verzeichnungsprobleme, die wohl nirgends abschließend gelöst sind. Immerhin können die ältesten und wichtigsten Fotografien des Krupp-Archivs in einem 2009 eigens eingerichteten klimatisierten Magazin gelagert werden. Ein großer Teil ist mittlerweile digitalisiert.