Krupp-Stiftung initiiert Forschungsprojekt zur Haltung ihres Stifters Alfried Krupp zum Nationalsozialismus
Das unternehmerische Handeln Alfried Krupp von Bohlen und Halbachs im Nationalsozialismus ist im Kontext des Nürnberger Krupp-Prozesses und in späteren wissenschaftlichen Studien bereits thematisiert worden. Eine umfassende Untersuchung seines Verhältnisses zum Nationalsozialismus gibt es bislang jedoch nicht. Das gilt insbesondere für die Zeit nach seiner Begnadigung 1951. Was bedeutete die nationalsozialistische Vergangenheit für sein Wirken an der Unternehmensspitze? Reflektierte er seine Verantwortung? Hat er sich zum Zeitpunkt der Stiftungsgründung mit seinem Handeln beschäftigt?
Das Forschungsprojekt „Alfried Krupp und der Nationalsozialismus“ geht diesen und weiteren Fragen nach. Das Vorhaben wurde von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung initiiert. Ziel des Projekts ist eine differenzierte Betrachtung der Person Alfried Krupps und seines Verhältnisses zum Nationalsozialismus.
„Die Stiftung führt den Namen von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Daraus resultiert auch eine Verantwortung, sich mit der Biografie unseres Stifters zu befassen“, sagt Prof. Ursula Gather, Kuratoriumsvorsitzende der Krupp-Stiftung. „Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, betrachten wir die Vergangenheit nun bewusst erneut – aus dem Blickwinkel aktueller Fragestellungen und neuer Forschungsperspektiven. Mit dem Rechercheprojekt führt die Stiftung ihre eingeschlagene Linie unabhängiger Forschung zur Krupp-Geschichte fort.“
Die Leitung des Projekts obliegt Prof. Dr. Eckart Conze, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Philipps-Universität Marburg. Der renommierte Historiker wurde von der Krupp-Stiftung beauftragt, das Projekt unabhängig zu realisieren. „Es gibt eine große und mehr als berechtigte gesellschaftliche Sensibilität für die Geschichte und Wirkungsgeschichte des Nationalsozialismus und seine Bedeutung in der Gegenwart. Das Projekt der Krupp-Stiftung ist eine Chance, ein präziseres Bild ihres Stifters zu gewinnen und dadurch zugleich einen wichtigen zeithistorischen Forschungsbeitrag zu leisten“, so Prof. Conze.
Das Projekt umfasst zunächst die Identifizierung, Sichtung und Analyse verfügbarer Quellen zu Alfried Krupp und seiner Haltung zum Nationalsozialismus seit den 1920er Jahren. Es erweitert bewusst den Zeitraum des „Dritten Reiches“ 1933-1945 und bezieht sowohl die Haltung Alfried Krupps (1907-1967) zum Nationalsozialismus in der Weimarer Republik ein als auch den Umgang Krupps mit der NS-Vergangenheit, einschließlich seiner eigenen, in der Zeit der Bundesrepublik. Innerhalb von neun Monaten sollen dabei neue bzw. noch nicht systematisch untersuchte Quellen in nationalen und internationalen Archiven ausgewertet werden. Auch das Historische Archiv Krupp ist einbezogen.
Die Ergebnisse des Rechercheprojekts werden der Öffentlichkeit voraussichtlich Anfang 2023 vorgestellt.