Krupp-Stiftung setzt Forschungsprojekt zur Haltung ihres Stifters Alfried Krupp zum Nationalsozialismus fort
Das im Februar 2022 von der Krupp-Stiftung initiierte und von Prof. Dr. Eckart Conze geleitete Rechercheprojekt hat Quellen zutage gefördert, die Aufschluss über die Haltung von Alfried Krupp zum Nationalsozialismus geben könnten. Diese sollen im Rahmen weiterer Forschung untersucht und ausgewertet werden und in einer Publikation münden. Aspekte, die dabei näher beleuchtet werden sollen, sind unter anderem die Mitgliedschaften Alfried Krupps in NS-Organisationen ebenso wie die sogenannte „Landsberghilfe“, ein informelles Unterstützungsnetzwerk für Mithäftlinge Krupps im alliierten Kriegsverbrechergefängnis Landsberg, und der Themenkomplex „Zwangsarbeit“. Eine Expert*innenrunde, die die Ergebnisse des Rechercheprojekts diskutierte, empfiehlt die Fortsetzung der Forschung und ein multiperspektivisch angelegtes Publikationsprojekt.
Prof. Dr. Eckart Conze ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Philipps-Universität Marburg und Experte für die Geschichte und Wirkungsgeschichte des Nationalsozialismus. Das Ziel des von ihm geleiteten Projekts bestand darin, historische Quellen zu recherchieren, die es erlauben, der Person Alfried Krupps näher zu kommen und sein Verhältnis zum Nationalsozialismus genauer zu beleuchten. Das Projekt umfasste die Identifizierung, Sichtung und Analyse neuer bzw. noch nicht systematisch untersuchter Quellen zu Alfried Krupp und seiner Haltung zum Nationalsozialismus seit den 1920er Jahren. Es erweiterte bewusst den Zeitraum des „Dritten Reiches“ 1933-1945 und bezog sowohl die Haltung Alfried Krupps (1907-1967) in der Weimarer Republik ein als auch den Umgang Krupps mit der NS-Vergangenheit in der Zeit der Bundesrepublik.
Der multiperspektivische Band wird auch in englischer Sprache erscheinen. Begleitend wird eine digitale Anwendung erarbeitet mit dem Ziel, die Geschichte Alfried Krupps möglichst barrierearm und ortsunabhängig zu vermitteln und insbesondere auch junge Zielgruppen zu erreichen. Die Stiftung fördert das Projekt, das auf etwa zwei Jahre ausgelegt ist, mit bis zu 150.000 Euro.
„Uns ist bewusst, dass wir es mit einem komplexen Sachverhalt zu tun haben: Als Stiftung stehen wir in der Verantwortung, Alfried Krupps Vermächtnis umzusetzen, das heißt mit dem von ihm vererbten Vermögen gemeinnützige Projekte zu initiieren und zu fördern und dem Allgemeinwohl zu dienen. Gleichzeitig ist es unsere Verantwortung, den Menschen Alfried Krupp und seine Haltung zu hinterfragen. Indem wir die Forschung nun fortsetzen, kommen wir dieser Verantwortung nach und tun dies gründlich und auf der Grundlage wissenschaftlich belastbarer Erkenntnisse“, sagt Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Gather, Kuratoriumsvorsitzende der Krupp-Stiftung.