Krupp-Stiftung vergibt Stipendien für Zeitgenössische deutsche Fotografie an Talisa Lallai und Kristina Jurotschkin
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung vergibt in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang zwei Preise in Höhe von je 10.000 Euro im Rahmen ihres Stipendienprogramms Zeitgenössische deutsche Fotografie. Die Auszeichnungen erhalten in diesem Jahr Talisa Lallai und Kristina Jurotschkin.
Das seit 1982 existierende Stipendium gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen für zeitgenössische Fotografie in Deutschland. Die internationale Jury entschied sich aus 247 Bewerbungen für den Projektvorschlag von Talisa Lallai zu ihrem Werkkomplex „Post Tropical“ und für das Buchprojekt von Kristina Jurotschkin mit dem Titel „Ingenieurwesen“. Lallai und Jurotschkin erhalten je 10.000 Euro, um die eingereichten Projekte umzusetzen.
Talisa Lallai (*1989 in Frankfurt am Main) lebt und arbeitet in Düsseldorf. In ihrem Werkkomplex Post Tropical beschäftigt sich Lallai mit der Fiktion des Fremden und der Exotik, die unsere Vorstellung des „Tropischen“ durchdringt. Dazu greift sie in ihren Fotografien auf ein breites Repertoire von etablierten kolonialen Bildmustern zurück und überführt diese in einen reflektierten künstlerischen Kontext. Die Motive dazu findet sie nicht auf fernen Reisen, sondern in botanischen und zoologischen Gärten, und kombiniert ihre zeitgenössische Bildwelt mit historischen Drucken und Artefakten. Die Jury überzeugte vor allem die szenische Qualität ihrer fotografischen Ausstellungen. Während ihres Stipendiums möchte sie verschiedene Museen und Archive in Deutschland besuchen, um den Fundus ihres stetig wachsenden Werkkomplexes zu erweitern und in eine Publikation zu überführen.
Kristina Jurotschkin (*1981 in Leninski/Kasachstan) lebt und arbeitet in Münster. Jurotschkin verwertet in ihrer künstlerischen Arbeit eigene sowie gefundene Fotografien, die sie Wissenschaftspublikationen und Alltagsratgebern entnimmt. Durch ihr vorangegangenes Studium der Russischen Literatur und Soziologie spielt Sprache in ihrem Werk eine ebenso bedeutende Rolle wie das Bild selbst. Die Jury schätzte die entschieden eigene Form ihrer meist schwarz-weißen Fotografien und Collagen, die überraschende poetische und assoziative Vorstellungsräume öffnen. Während ihrer Stipendienzeit wird Kristina Jurotschkin ein Künstlerbuch entwickeln, das sich biografisch dem Bucharchiv bedient, welches ihre Eltern aus Kasachstan nach Deutschland mitbrachten. Diesen Erinnerungsspeicher möchte sie mit fotografischen Wahrnehmungen ihrer aktuellen Lebenswelt in Verbindung bringen.