Jahresprogramm 2024
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„150 Jahre Villa Hügel – 150 Projekte für das Ruhrgebiet“: Krupp-Stiftung zieht positive Bilanz

Essen, 25. April 2024 – Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung feierte 2023 das 150-jährige Bestehen der Villa Hügel in Essen. Um ihre enge Verbundenheit mit der Stadt Essen, dem Ruhrgebiet und seiner Bevölkerung zum Ausdruck zu bringen, schrieb die Stiftung aus Anlass des Jubiläums das mit 1,5 Millionen Euro dotierte Förder­pro­gramm „150 Jahre Villa Hügel – 150 Projekte für das Ruhrgebiet“ aus. Das Interesse war immens: Insgesamt wurden 510 Projektanträge in zwei Antragsphasen eingereicht. Davon hat die Jury genau 150 Projekte ausgewählt, die mit einer Summe zwischen 500 € und 25.000 € gefördert werden. Die Auswahl der Anträge folgte zuallererst dem Kriterium der Qualität, so dass die Stiftung entschied, die Gesamt­förder­­summe auf 1,77 Mio. € zu erhöhen, um die ausge­wählten Anträge realisieren zu können.

 

Die Stiftung hat im Rahmen des Projekts wichtige Erkenntnisse gewonnen: über die Bedarfe der Region, drängende Frage­stellun­gen, mit denen Institutionen und Einzelpersonen sich befassen und über Themen, mit denen ein Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander geleistet werden kann. „Das einmalige Programm, das wir aus Anlass des 150. Jubiläums der Villa Hügel aufgelegt haben, wird nicht nur einen Beitrag für die Entwicklung des Ruhrgebiets leisten, es hat bereits einen enormen Wissenszugewinn für die Stiftung hervorge­bracht – über die Region und die Bedürfnisse ihrer Vereine, Museen, Universitäten, Schulen, KITAs, Künstler*innen und anderer Institutionen. Das ist für uns und unsere Arbeit von unschätz­barem Wert“, so Prof. Ursula Gather, Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung.

 

Eingereicht wurden Projekte aus 30 Ruhrgebietsstädten wie Bochum, Bottrop, Dortmund, Essen, Duisburg, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen; dabei wurden 58 Projekte in Essen und 92 Vorhaben in weiteren Ruhrgebietsstädten bewilligt. Alle fünf Satzungsbereiche der Stiftung – Wissenschaft, Bildung, Kunst und Kultur, Gesundheit und Sport – werden abgebildet, wobei die Bereiche der Bildung mit insgesamt 59 Projekten und der Kunst und Kultur mit 68 Projekten besonders stark repräsentiert sind.

 

Hospizarbeit, Glück, Handwerk, Fußball, Kioskkultur, Virtual Reality und vieles mehr – Themen der bewilligten Projekte

Drei Schwerpunkte bildeten den Rahmen des Programms „150 Projekte für das Ruhrgebiet“: Im Schwerpunkt „Anfangen im Kleinen“ unter­stützt die Stiftung Projekte, die Chancen­gleichheit fördern und jungen Menschen Starthilfe geben. Unter der Leitlinie „Weitermachen in Schwierigkeiten“ wurden Vorhaben gesucht, die nach­haltiges Handeln in Gesundheit, Sport, Wissenschaft, Kultur und Bildung stärken. Der Schwerpunkt „Streben zum Großen“ richtete sich an Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Musiker*innen und Wissen­schaftler*innen, die „Großes“ vorhaben und dafür Freiräume benötigen.

 

Einer der bewilligten Anträge im Schwerpunkt „Anfangen im Kleinen“ ist ein Pilotprojekt des Kinder- und Jugendhospizdienstes Löwenzahl aus Bochum mit dem Ziel, Mentor*innen für Geschwister von lebensverkürzend erkrankten Kindern auszu­bilden. Mit individueller Betreuung und gezielten Aktivitäten fördern speziell geschulte Mentor*innen die psychische Gesund­heit der Kinder und helfen ihnen, ihre Schul- und Lebensziele zu erreichen. Denn: Die Kinder sollen die gleichen Chancen haben, unabhängig von ihrer Situation.

 

Ein weiteres Projekt der Junior Uni Essen befasst sich mit einem Experi­ment rund um das Thema „Glück“ – ein Thema, das angesichts der aktuellen und vergangenen Krisen nicht passgenauer sein könnte. Mit Lern- und Labor­formaten nähern sich in den nächsten zwei Jahren Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Wissenschaft­ler*innen und Künstler*innen transdisziplinär dem Thema an: In Laboren und Werkstätten entsteht ein Austausch über die Lebenswelt der jungen Menschen und die Potenziale, diese aktiv zu gestalten.

 

Mit einem Robotik-Angebot unter Einsatz von Lego® möchte der AWO Kreisverband Essen Menschen an die Themen Robotik und logische Programmierung heranführen. Das Besondere: Die Angebote wie Ferien-camps werden ergänzt um wöchentliche Workshops für Jung und Alt. Neben der Kompetenzentwicklung im MINT-Bereich soll so das Mitein­ander der Generationen gestärkt werden.

 

Seit Jahren verzeichnet das Handwerk fehlenden Nachwuchs. Die Stiftung TalentMetropole Ruhr greift diese Herausforderung mit dem Pilotprojekt „Jugend testet Handwerk im Kulturbetrieb“ auf: Gemeinsam mit dem Aalto-/Grillo Theater und der Gesamtschule Essen Nord werden rund 120 Schüler*innen aus Familien mit erhöhten Risikolagen an handwerkliche Ausbildungsberufe im Kulturbereich herangeführt, etwa die Theatermalerei oder Bühnentechnik. Die Jugendlichen arbeiten hand­werklich mit dem Ziel, ihre Talente zu entdecken. Zugleich werden Hemmschwellen im Hinblick auf Kultur­einrichtungen abgebaut.

 

Das Youth Lab des Hartware Medien Kunstverein (HMKV) aus Dortmund richtet sich ebenfalls an Kinder und Jugendliche aus margina­lisierten sozioökonomischen Verhältnissen. Mit Führungen und Ferienworkshops ebenso wie Kooperationen mit weiteren Einrichtungen sollen Bildungs­zugänge und kulturelle Teilhabe ermöglicht werden.

 

Im Schwerpunkt „Weitermachen in Schwierigkeiten“ wurde ebenfalls ein bunter Strauß an Projekten eingereicht: So zielt zum Beispiel eine fernge­steuerte Drohne mit Wärmebildkamera als Unterstützung für die Rettungshunde der RHOT Bochum-Essen e.V. im Polizei- und Feuerwehreinsatz auf bessere Bedingungen bei Rettungsmissionen ab. Dabei kann die Drohne die Rettungshunde-Suchtrupps beim Aufspüren von Vermissten optimal flankieren.

 

Die Franz Sales Werkstätten in Essen planen mit dem Vorhaben „On Air – Podcasts und Beiträge“, Sendungen mit Menschen mit Behinde­rungen im Bürgerfunk bei Radio Essen durchzuführen. Dabei erzählen die Sprecher*innen, allesamt Teilnehmer*innen der Theater- und Kulturwerkstatt, aus ihrem Arbeits- ebenso wie Privat­leben. Sie geben Einblicke in Theater­proben, besprechen Bücher und Filme und bereiten Lifestyle-Beiträge auf.

 

Fußball verbindet: Das gilt auch für das International Youth Meeting, das unter dem Motto „Kick it like Friends“, von der Stadt­verwaltung Mülheim im Sinne einer internationalen Jugend­begeg nungsmöglichkeit mit fünf Partnerstädten wie Kouvola, Opole oder Darlington ebenso wie mit der ukrainischen „Cousinenstadt“ Ivano-Frankiysk ausgerichtet wird. Im Mittelpunkt steht ein Fußball-Turnier, mit dem Jugendliche durch den Sport interkulturelle Erfahrungen sammeln können.

 

Unter dem Motto „Uni trifft Gesellschaft“ schafft die Universität Duisburg-Essen eine Kombination aus Netzwerkforum und forschungs­gestütztem Entwicklungsprozess, mit dem Lehrkooperationen zwischen der Universität und 30 gemeinnützigen Organisationen des Ruhrgebiets entwickelt werden. Im Sinne von Community Service Learning werden im Rahmen von drei Veranstaltungen Kooperationen vorbereitet und Bedürfnisse eruiert.

 

Ein identitätsstiftendes Ruhrgebietsthema greift die Technische Universität Dortmund mit dem Projekt „Bude inklusiv“ auf: Kioske als Anlaufstellen für soziale Interaktion ebenso wie Integration von Migrant*innen werden im Rahmen des Projekts wissenschaftlich erforscht: Was sind die Bedingungen von guter Kioskkultur? Wie kann der Kiosk als sozialer Integrationsort gestärkt werden? Und wie kann man kommunale Akteur*innen dafür zusammenbringen?

 

Unter dem Titel „Brave not perfect“ richtet das Mädchenzentrum in Gelsenkirchen Empowermentworkshops in den Bereichen Popmusik, Skateboarding und Yoga für Mädchen* und junge Frauen* von 10 bis 27 Jahren aus. Das Ziel besteht darin, den Teilnehmerinnen die Möglichkeit zu geben, ihre Stärken zu finden und sich in einem Safer Space zu erproben.

 

Im Schwerpunkt „Streben zum Großen“ unternimmt die Schriftstellerin Andrea Behnke mit dem Projekt „Kleiner Bahnhof“ und 20 Geschichten rund um den Bochumer Nord­bahnhof einen literarischen Streifzug durch die Geschichte Bochums: vom Kaiserreich über den Ersten Weltkrieg, die Ruhrbe-setzung, die NS-Verbrechen, den Zweiten Weltkrieg, den Wiederaufbau bis in die Gegenwart, in der ein Schön­heitschirurg seine Praxis im Nordbahnhof hat und eine Initiative das Gedenken an die NS-Zeit aufrechterhält.

 

Der Künstler Johannes Karl erarbeitet unter dem Titel „Requiem for a Car“ eine experimentelle Musikperformance, die die Diskurse „Automobil“ und „patriarchale Strukturen“ aufgreift. Bei Auf­führungen in Herne und Bochum wird nach der 200-jährigen Erfolgs­geschichte des Autos der Abgesang auf den Verbrennungsmotor angestimmt.

 

Mit einer besonderen Aufführung von Shakespeares Sommernachts­traum wendet sich das Konzerthaus Dortmund der Virtual Reality zu: Ein fünfstündiger Marathon, der das Konzerthaus in ein Spiel mit virtueller Realität, Live-Orchester, projizierten Klängen und Musik im virtuellen und analogen Raum einbezieht, verweist auf Digitalität als Voraussetzung für einen gelingenden Strukturwandel des Ruhrgebiets.

 

Weitere Informationen: www.krupp-stiftung.de/foerderprogramm-150-jahre-villa-huegel-150-projekte-fuer-das-ruhrgebiet/

 

 

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

Die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung fördert seit 1968 Menschen und Projekte in Kunst und Kultur, Bildung, Wissenschaft, Gesundheit und Sport und hat sich dafür bisher mit 690 Mio. € engagiert. Als größte Aktionärin der thyssenkrupp AG verwendet die Stiftung die ihr aus ihrer Unternehmensbeteiligung zufließenden Erträge ausschließlich für gemeinnützige Zwecke und verfolgt das Ziel, neue Entwicklungen anzuregen.

 

Kontakt
Barbara Wolf
Leiterin Kommunikation, strategische Entwicklung und Transformation
Telefon: +49 (0)201 188-4809
E-Mail: presse@krupp-stiftung.de