Die American Academy in Berlin und die Krupp-Stiftung initiieren das Berthold-Beitz-Stipendium
Historiker Zachary Shore tritt sein Stipendium im Herbst 2024 an
Essen, 3. September 2024 – Die American Academy in Berlin und die Krupp-Stiftung haben ein neues Stipendium zu Ehren des ehemaligen Vorsitzenden der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, einem der bedeutendsten Deutschen des zwanzigsten Jahrhunderts, ins Leben gerufen. Das Berthold-Beitz-Berlin-Prize-Stipendium wird ab Herbst 2024 jährlich einem Stipendiaten für ein Semester den Aufenthalt im Hans-Arnhold-Zentrum der Akademie in Berlin ermöglichen. Der Schwerpunkt des Stipendiums liegt auf Wirtschafts- und Politikgeschichte. Der erste Beitz-Stipendiat ist Zachary Shore, Professor für Geschichte an der Naval Postgraduate School, Senior Fellow am Institute of European Studies der University of California, Berkeley, und National Security Visiting Fellow an der Hoover Institution der Stanford University.
Berthold Beitz ist vor allem als einer der bedeutendsten Wirtschaftsführer seiner Generation in Erinnerung geblieben. Er trat 1953 in den Stahlkonzern Krupp ein und wurde bald deren Vorstandsvorsitzender. Von 1968 bis zu seinem Tod im Jahr 2013 leitete er die Krupp-Stiftung.
Der Ruf des Unternehmens war aufgrund der Rolle schwer geschädigt, die das Unternehmen während der Zeit des Nationalsozialismus gespielt hatte. Alfried Krupp wurde im Nürnberger Krupp-Prozess wegen Ausbeutung der von Deutschland besetzten Gebiete und Verbrechen im Zusammenhang mit Zwangsarbeit zu zwölf Jahren Haft und der Beschlagnahme seines Vermögens verurteilt. Beitz trug dazu bei, das Unternehmen wiederzubeleben und dessen Ansehen wiederherzustellen. Seine Führung bei Krupp – wo er für die nächsten 60 Jahre bleiben sollte – half dem Unternehmen, sich an das wirtschaftliche Umfeld der Nachkriegszeit anzupassen. Er spielte eine Schlüsselrolle bei der Erschließung neuer globaler Märkte für Krupp und letzten Endes auch für andere deutsche Unternehmen. Er fungierte darüber hinaus als Architekt bei der Übertragung des Vermögens des letzten Firmeninhabers Alfried Krupp von Bohlen und Halbach auf die Stiftung im Jahr 1968.
Das Vermächtnis von Beitz geht weit über seine Leistungen als Geschäftsmann hinaus. Während des Zweiten Weltkriegs retteten er und seine Frau Else unter großem persönlichen Risiko schätzungsweise 800 Juden vor den Razzien und der Deportation durch die Nazis in der Gegend von Boryslaw, Polen, wo er eine wichtige Erdölanlage leitete. Dabei gab er unter anderem Personen, die in Konzentrationslager transportiert werden sollten, als unersetzliche Arbeitskräfte in seiner Anlage aus – obwohl viele von ihnen dort nicht arbeiteten –, warnte Mitglieder der jüdischen Gemeinde vor bevorstehenden Aktionen und versteckte sogar Menschen in seinem Haus. Beitz war – neben Oskar Schindler – einer der wenigen deutschen Geschäftsleute, die sich gegen die Verbrechen der Nazis stellten. Berthold und Else Beitz werden in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt.
„Wir freuen uns sehr, dass wir Berthold Beitz’ bemerkenswertes und menschliches Vermächtnis würdigen können. Sein Leben ist ein Beispiel für eine Mischung aus Zivilcourage, Geschäftssinn und Engagement für soziale Verantwortung. Dieses Stipendium, das in Zusammenarbeit mit der Krupp-Stiftung ins Leben gerufen wurde, fördert die Wissenschaft auf höchstem Niveau. Ich kann mir keine geeignetere Persönlichkeit als Berthold Beitz vorstellen, um mit diesem wichtigen Stipendium in Verbindung gebracht zu werden“, so Daniel Benjamin, Präsident der American Academy in Berlin.
Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Gather, Vorsitzende des Kuratoriums der Krupp-Stiftung, sagte: „Berthold Beitz war ein Jahrhundertmann. Um sein Lebenswerk zu würdigen, hat die Stiftung gemeinsam mit der American Academy in Berlin das Berthold-Beitz-Stipendium eingerichtet. Wir wollen damit herausragenden Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, in seiner Tradition zu forschen und zu arbeiten und sein Engagement für Frieden und Verständigung fortzusetzen. Wir glauben, dass die Wissenschaft die Kraft hat, zur internationalen wie auch zur deutsch-jüdischen Verständigung beizutragen – ganz im Sinne von Berthold Beitz.“
Sandra E. Peterson, die Vorsitzende des Kuratoriums der American Academy, teilte mit: „Es ist ein Privileg, ein Berthold-Beitz-Stipendium einzurichten, das sich in die Reihe der renommierten Academy Fellowships einreiht, die sich auf ein bestimmtes wissenschaftliches, schriftstellerisches oder künstlerisches Gebiet konzentrieren. Ich möchte Ursula Gather und der Krupp-Stiftung persönlich für ihre Führung und ihre gemeinsamen Ideale danken.“
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
Die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung fördert seit 1968 Menschen und Projekte in Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung, Wissenschaft, Gesundheit und Sport und hat dafür bisher 695 Millionen Euro eingesetzt. Als größte Aktionärin der Thyssenkrupp AG verwendet die Stiftung die Erträge aus ihrer Unternehmensbeteiligung ausschließlich für gemeinnützige Zwecke und verfolgt das Ziel, neue Entwicklungen anzuregen und Kreativität und Engagement zu fördern. Mit ihrer Arbeit setzt die Stiftung Schwerpunkte in der Entwicklung von Wissenschaft und Hochschule, will zur Völkerverständigung beitragen und die Bildung junger Generationen verbessern. Die Stiftung, die den Namen von Alfried Krupp trägt, sieht sich dabei in einer besonderen Verantwortung. Ihre jüngste Initiative, die im Jahr 2022 gestartet wurde, ist ein unabhängiges Forschungsprojekt, das die Haltung ihres Stifters zum Nationalsozialismus untersucht.
American Academy
Die American Academy in Berlin ist eine private, unparteiische, gemeinnützige Institution für höhere Wissenschaft, die sich der Pflege der kulturellen, akademischen und politischen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland widmet. Seit 25 Jahren beherbergt die Akademie Stipendiaten und Gastdozenten aus den Vereinigten Staaten, die zusammen leben und arbeiten, ihr Fachwissen mit dem deutschen Publikum teilen und sich mit deutschen Fachkollegen durch ein umfangreiches öffentliches Programm und private Treffen austauschen. Durch diese und weitere Aktivitäten will die Akademie die Zukunft der transatlantischen Wertegemeinschaft stärken.
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