Experimentalphysiker Christian Groß mit Alfried Krupp-Förderpreis 2019 ausgezeichnet
Krupp-Stiftung vergibt 1 Mio. € für jungen Wissenschaftler zur Erforschung von Quantenphysik
Essen, 12. November 2019 – Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hat den Nachwuchswissenschaftler Prof. Christian Groß mit ihrem wichtigsten Förderpreis ausgezeichnet. Der 38-jährige Experimentalphysiker überzeugte durch seine Grundlagenforschung auf dem Gebiet der modernen Quantenphysik, die großes Potenzial für zukünftige Technologien bereithält. Mit seiner Arbeit gelang es ihm, Phänomene erstmals experimentell nachzuweisen, die zwar bislang theoretisch beschrieben worden waren, aber als nicht beobachtbar galten.
Das Kuratorium und der Wissenschaftliche Beirat der Stiftung wählten Christian Groß einstimmig zum Preisträger. Er setzte sich damit gegen 62 weitere Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler durch, die in diesem Jahr von deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen für den Preis vorgeschlagen wurden. Die mit 1 Mio. € dotierte Auszeichnung überreichte ihm die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen am Dienstagabend im festlichen Rahmen in der Villa Hügel.
Schwerpunktthema des diesjährigen Preisträgers ist die experimentelle Untersuchung von ultrakalten Quantengasen. Eine Herausforderung ist hier das Zusammenspiel vieler Quantenteilchen. Zwar ist die quantenmechanische Beschreibung einiger weniger Teilchen heute sehr gut verstanden, allerdings stellt das detaillierte Verständnis sowie die Kontrolle vieler Quantenteilchen eine der großen Fragen der modernen Physik dar.
„Die Grundlagenforschung von Prof. Christian Groß ermöglicht einen neuen Blickwinkel auf die Quantenphysik und ist damit ein vielversprechender Ansatz für die Entwicklung besonders effizienter Informationsverarbeitung in Quantencomputern. Sein Ansporn, das bisher unbekannte Zusammenspiel vieler Quantenteilchen zu ergründen, beeindruckt uns sehr“, sagte Prof. Ursula Gather, die Kuratoriumsvorsitzende der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. „Es bedarf neuer und kreativer Ideen, eine optimale Kontrolle und Beobachtung von atomaren Systemen zu erzielen. Wir sind stolz, einem bereits so erfolgreichen Wissenschaftler die Möglichkeit geben zu können, seine Forschung weiter voranzutreiben. Der Alfried Krupp-Förderpreis setzt damit seine langjährige Tradition in der Förderung junger Forscherinnen und Forscher erfolgreich fort.“
Über den Preisträger
Christian Groß (38), geboren in Kirchen (Sieg), studierte Physik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und wurde 2010 mit summa cum laude an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg promoviert. Als Postdoktorand trieb er sein Forschungsgebiet am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching voran: Dort beschäftigte er sich mit der Entwicklung sogenannter Quantengasmikroskope und leitete eine Forschungsgruppe. Im Herbst 2018 wurde Groß an die Eberhard Karls Universität Tübingen berufen, wo er im September die Heisenberg-Professur für Experimentelle Vielteilchen-Quantenphysik übernahm. Die Arbeit von Christian Groß ist bereits mit hochrangigen wissenschaftlichen Auszeichnungen gewürdigt worden: Dissertationspreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (2011), „Starting Grant“ des Europäischen Forschungsrates (2015), Heinz Maier-Leibnitz-Preis (2017) und Heisenberg-Professur der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2018).
Über den Alfried Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer
Der Alfried Krupp-Förderpreis wird seit 1986 jährlich für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgeschrieben, die in den Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften eine Erstprofessur an einer deutschen Hochschule innehaben. Er gehört zu den am höchsten dotierten Preisen und wurde bisher an 39 herausragende Nachwuchsforscherinnen und -forscher vergeben. Die mit 1 Mio. € dotierte Auszeichnung soll es den Preisträgern während eines Zeitraums von fünf Jahren ermöglichen, sich unabhängig von öffentlichen Geldern ein optimales Arbeitsumfeld zu schaffen und ihre Arbeit in Forschung und Lehre voranzutreiben.
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
Die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ist das Vermächtnis von Dr.-Ing. E. h. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, dem letzten persönlichen Inhaber der Firma Fried. Krupp. Mit seinem Tod am 30. Juli 1967 und Dank des Erbverzichts seines Sohnes Arndt von Bohlen und Halbach ging sein Vermögen auf die Stiftung über.
Die Stiftung ist als Aktionärin mit rund 21 Prozent an der thyssenkrupp AG beteiligt. Sie hat insbesondere die Aufgabe, die ihr aus ihrer Unternehmensbeteiligung zufließenden Erträge für gemeinnützige Zwecke in den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Kultur, Bildung, Gesundheit und Sport zu verwenden. Seit Aufnahme ihrer Tätigkeit im Jahre 1968 hat sie sich hierfür mit rund 670 Mio. € engagiert.