Performance „Für morgen“ von Finja Sander am 4. Juni, 18 Uhr in der Villa Hügel
Essen, 8. Mai 2024 – Am 4. Juni um 18 Uhr findet die einstündige Performance „Für morgen“ der Künstlerin Finja Sander in der Oberen Halle der Villa Hügel statt. Die Performance wird von einem Artist Talk mit Volker Troche, Sprecher des Vorstands der Krupp-Stiftung, und Finja Sander flankie
Mit ihrer Performance „Für Morgen“ erfindet Finja Sander eine neue Form kollektiven Erinnerns: Vergleichbar eines Reenactments übersetzt sie Ernst Barlachs Mahnmal „Der Schwebende“ in ihre eigene Körperlichkeit und befragt dabei sowohl Erinnerungskultur als auch Denkmalgeschichte. Für die Dauer von einer Stunde hängt die Künstlerin in einem raumgreifenden Metallgestell über dem Boden. Gehalten wird sie durch drei Gurte, die auf die originale Konstruktion des „Schwebenden“ verweisen. So inszeniert sich Finja Sander selbst als Skulptur und eindrückliche Erweiterung des Ehrenmals von Barlach, das an die Toten des Ersten und Zweiten Weltkriegs erinnert – und aktualisiert seine Botschaft in kontemplativer Stille und Unbewegtheit als atmender, lebender Körper
2023 zeigte die Künstlerin ihre Performance „Für Morgen“ an zwölf unterschiedlichen Orten und re-inszeniert, transformiert damit Erinnerungskultur aus gleichsam in Stein gemeißelter Mahnung in einen neuen, fluiden Begriff von Denkmal. Die ausgewählten Locations orientierten sich u. a. an biografischen Stationen Ernst Barlachs, etwa dessen Heimatstadt Güstrow, oder an historischen Orten wie dem Olympiastadion Berlin als Schauplatz nationalsozialistischer Aufmärsche. Mit der Villa Hügel als ehemaliges Wohnhaus der Industriellenfamilie Krupp wählt Finja Sander einen besonderen Erinnerungsort: Krupp spielte eine erhebliche Rolle im Zweiten Weltkrieg als Rüstungsproduzent und beschäftigte Zwangsarbeiter. Alfried Krupp wurde 1945 von US-Truppen verhaftet und 1948 im Zuge des Nürnberger Krupp-Prozesses wegen „Plünderung“ von Deutschland besetzter Gebiete und Verbrechen im Zusammenhang mit Zwangsarbeit verurteilt. Die Krupp-Stiftung lässt aktuell das Verhältnis von Alfried Krupp zum Nationalsozialismus erforschen. Eine kontinuierliche Aufarbeitungsarbeit der Geschichte Krupps ist fester Bestandteil des Stiftungswirkens.
Finja Sander wählt das Medium der Performance als immer wiederkehrende Konstante. In ihren Arbeiten sucht sie nach Brüchen und Ambivalenzen im Alltäglichen, nach unbewussten Automatismen, sich wiederholenden, gesellschaftlichen Mustern, die sie isoliert und innerhalb mehrteiliger, multimedialer Prozesse in neue Zusammenhänge bringt. Ihre Performances wurden unter anderem in den Barlach Museen, Güstrow (2023), im Museum für Fotografie, Berlin (2021), sowie im Hamburger Bahnhof, Berlin (2021) gezeigt. Sander schloss im Sommer 2022 ihr Studium der Bildenden Kunst an der Universität der Künste Berlin in der Klasse von Valerie Favre mit dem Meisterschülertitel ab. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Informationen und Anmeldung: www.krupp-stiftung.de/veranstaltungen/programm/der-huegel-ist-performance
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
Die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung fördert seit 1968 Menschen und Projekte in Kunst und Kultur, Bildung, Wissenschaft, Gesundheit und Sport und hat sich dafür bisher mit mehr als 680 Mio. € engagiert. Als größte Aktionärin der heutigen thyssenkrupp AG verwendet die Stiftung die ihr aus ihrer Unternehmensbeteiligung zufließenden Erträge ausschließlich für gemeinnützige Zwecke und verfolgt das Ziel, neue Entwicklungen anzuregen sowie zu Kreativität und Engagement zu ermutigen. Die Stiftung ist Eigentümerin der Villa Hügel, des ehemaligen Wohnhauses der Familie Krupp, deren Fortbestand sie für die Öffentlichkeit sichert. 2022 initiierte die Stiftung ein unabhängiges wissenschaftliches Projekt, das das Verhältnis Alfried Krupps zum Nationalsozialismus erforschen soll.
Kontakt
Barbara Wolf
Leiterin Kommunikation, strategische Entwicklung und Transformation
Telefon: +49 (0)201 188-4809
E-Mail: wolf@krupp-stiftung.de