Große Sonderausstellung zeigt Highlights aus den Sammlungen der 21 Kunstmuseen des Ruhrgebiets im Dialog
21 x 21. DIE RUHRKUNSTMUSEEN AUF DEM HÜGEL | 11. APRIL – 27. JULI 2025
28. Januar 2025 – Die 21 RuhrKunstMuseen stehen für eine in Europa einzigartige urbane Museumslandschaft und präsentieren jährlich über 150 Kunstausstellungen auf 45.000 Quadratmetern in 16 Städten des Ruhrgebiets. Das im Rahmen von RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas gegründete Netzwerk realisiert anlässlich seines 15-jährigen Bestehens im Frühjahr 2025 ein groß angelegtes Ausstellungsprojekt, das die Sammlungen der RuhrKunstMuseen in einer gemeinsamen Schau in der Villa Hügel in Essen zusammenführt: Herausragende Werke der vielfältigen Sammlungen treten hier in einen so überraschenden wie inspirierenden Dialog – zusammengestellt wird die Sonderausstellung komplett aus den hochkarätigen Kunstbeständen der Museen der Region.
Die Sammlungen der RuhrKunstMuseen reichen von Meisterwerken der Moderne bis zu bedeutenden Positionen der Gegenwartskunst und umfassen wichtige nationale und internationale Kunstströmungen des 20. und 21. Jahrhunderts, wie den Expressionismus, die Neue Sachlichkeit sowie die Nachkriegskunst mit Informel, Konkreter Kunst, Zero und Fluxus und der feministischen Avantgarde. Der durch die Industrialisierung in Gang gesetzte wirtschaftliche Aufschwung vieler Städte im frühen 20. Jahrhundert und das vielerorts anzutreffende bürgerliche Engagement von Stiftern, Mäzenen und Arbeitnehmern, aber auch eine neue demokratische Aufbruchstimmung in der Nachkriegszeit mit zahlreichen Neugründungen von Museen und Universitäten prägen bis heute das kulturelle Selbstverständnis der Region und bilden die Voraussetzungen für eine seit mehr als 100 Jahren dynamisch wachsende, reiche Museumslandschaft mit einmaligem Charakter. Industriekultur und Kunstgeschichte gehen hier Hand in Hand.
SONDERAUSSTELLUNG „21 x 21“
Mit der Ausstellung „21 x 21. Die RuhrKunstMuseen auf dem Hügel“ wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Erstmals tragen alle Häuser des Netzwerks ausgewählte Highlights ihrer Sammlungen zu einer gemeinsamen Ausstellung in der Villa Hügel in Essen zusammen. Das Konzept der groß angelegten Schau besteht in einem Dialog von Arbeiten aus den unterschiedlichen Sammlungen in zehn spielerischassoziativen Themenräumen. In der Gemeinschaftsschau sind nahezu alle künstlerischen Gattungen von Malerei, Fotografie, Grafik, Skulptur bis hin zu Multimedia-Installationen vertreten. Die Bandbreite reicht von Werken der Klassischen Moderne bis hin zu Positionen der unmittelbaren Gegenwart. International renommierte Künstler*innen treffen auf regionale Positionen und Künstlergruppen, die eng mit dem Ruhrgebiet verbunden sind. Die Ausstellung ist vom 11. April bis zum 27. Juli 2025 zu sehen und bietet die einmalige Chance, sich ein umfassendes Bild von den Museumssammlungen des Ruhrgebiets zu machen.
DIE VILLA HÜGEL
Die Sonderausstellung „21 x 21“ wird in der geschichtsträchtigen Villa Hügel im Essener Stadtteil Bredeney gezeigt. Eigentümerin der denkmalgeschützten Villa und des angrenzenden 40 Hektar großen Parks ist die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Mit ihrem Engagement sorgt die Stiftung nicht nur für den Erhalt und die Pflege des Areals, sondern gestaltet es auch als lebendigen Ort der Begegnung für Besucher*innen.
Die Villa Hügel wurde von 1870 bis 1873 als Wohnhaus für die Industriellenfamilie Krupp errichtet und von vier Generationen bewohnt. 1953 öffnete sie mit einer ersten Kunststellung ihre Türen für die Öffentlichkeit. Dies war der Start für eine bis heute andauernde Ausstellungstradition. Ausstellungen wie etwa 2002 „Sinn und Sinnlichkeit. Das Flämische Stillleben 1550-1680“, 2016 „Katharina Fritsch“ und 2018 „Josef Albers. Interaction“ zogen ein überregionales Publikum an und schrieben Erfolgsgeschichte, an die die Ausstellung „21 x 21“ anknüpft, die von der Krupp-Stiftung substanziell gefördert wird.
Mit ihren 399 Räumen und einer Fläche von über 11.000 Quadratmetern ist die Villa Hügel nicht nur ein bedeutendes Industriedenkmal, sondern auch ein Ort, der die deutsche Geschichte auf einzigartige Weise widerspiegelt. Sie bietet den beteiligten Museen und ausgestellten Werken einen eindrucksvollen historischen Rahmen, um die industriekulturellen und kunsthistorischen Verflechtungen der Region erlebbar zu machen.
IMPULSWERKE ALS AUSGANGSPUNKT – IN THEMENRÄUMEN DIE SAMMLUNGEN ENTDECKEN
Das Besondere an der Ausstellung: Jedes der 21 Museen präsentiert sich und seinen Sammlungsschwerpunkt anhand eines sogenannten Impulswerkes, auf das die Partnermuseen mit Arbeiten aus ihren eigenen Sammlungen reagieren. Ausgewählt wurden dafür markante Einzelwerke, die in besonderer Weise die Stärken und die Ausrichtung der einzelnen Häuser widerspiegeln.
So präsentiert sich das Duisburger Lehmbruck Museum – Zentrum Internationaler Skulptur mit der Plastik Große Sinnende (1913) von Wilhelm Lehmbruck und rückt das „Bild der Frau“ in den Blick. Die im Frühjahr 1914 im Pariser Salon des Artistes Indépendants erstmals ausgestellte Arbeit gilt als ein Schlüsselwerk expressiver Bildhauerei. Sie zeigt den überlebensgroßen Akt einer selbstbewussten jungen Frau ihrer Zeit. Ihr an die Seite gestellt wird ein Gemälde von Lehmbrucks Zeitgenossin Paula Modersohn-Becker aus dem Märkischen Museum in Witten. Mit einem großformatigen Frauen-Doppelportrait von Gerhard Richter aus den 1960er-Jahren (Ludwiggalerie Schloss Oberhausen) führt der thematische Streifzug durch das 20. und 21. Jahrhundert weiter bis zu neueren, stärker feministisch geprägten Arbeiten wie einem Herdbild von Rosemarie Trockel aus den 1990er-Jahren (Museum Küppersmühle, Duisburg) oder dem Gemälde The Potential of Being (2017) der amerikanischen Malerin und Performancekünstlerin Eliza Douglas (Museum Folkwang, Essen).
INDUSTRIELLES ERBE DES RUHRGEBIETS
Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bilden Arbeiten, die sich mit dem industriellen Erbe und der Geschichte des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet auseinandersetzen. Internationale und regionale Positionen, klassische Medien und multimediale Erfahrungsräume gehen hier eine produktive Verbindung ein. Dazu zählt die Fotoserie des Deutsch-Amerikaners Michael Wolf (1954–2019) über Die Lebensbedingungen einer Bergmannssiedlung am Beispiel von Bottrop-Ebel ebenso wie die 6-Kanal-Klanginstallation mono / industriell von Denise Ritter. Die Dortmunder Künstlerin hat auf der Zeche Prosper-Haniel kurz vor deren Schließung noch einmal die typischen Industriegeräusche eingefangen, die den Arbeitsalltag der Bergleute jahrzehntelang prägten. Ihre Soundinstallation geht in der Ausstellung einen Dialog mit Positionen der Abstraktion ein, wie den Werken des in Bottrop geborenen, international einflussreichen Künstlers Josef Albers.
THEMENRAUM LANDSCHAFT
In einem anderen Themenraum werden alpine Landschaften von Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky oder Gabriele Münter mit Impressionen aus dem Ruhrgebiet in einen Dialog gesetzt. So zum Beispiel mit einer aus der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen stammenden Schwarz-Weiß-Aufnahme des bekannten Ruhrgebietsfotografen Rudolf Holtappel aus dem Jahr 1962, die eine Schneelandschaft bei Gelsenkirchen zeigt. Im Hintergrund sind qualmende Schlote zu sehen. Passend dazu ist die großformatige Fotografie Coal Seam, Bergwerk Prosper-Haniel 4 des kanadisch-amerikanischen Becher-Schülers Miles Coolidge aus dem Josef Albers Museum Bottrop Quadrat zu sehen.
GESELLSCHAFTSKRITIK UND POLITISCHE ARBEITEN
Gesellschaftlicher Wandel rückt in dem Themenraum „Umbrüche“ stärker in den Blick. Impulswerk ist hier die Arbeit Ohne Titel (Stahltisch) des Beuys-Schülers Anatol (1931–2019). Dabei handelt es sich um das Relikt einer legendären Aktion, die im Dezember 1968 in der Düsseldorfer Künstlerkneipe Cream Cheese stattfand. Drei sogenannte Sprecher waren mit ihren Handgelenken an einen Stahltisch geschnallt. Anatol forderte sie mit ferngesteuerten Lichtsignalen abwechselnd zum Sprechen beziehungsweise zum Schweigen auf. Kombiniert wird diese aus dem Museum Ostwall in Dortmund stammende Arbeit mit Martin Kippenbergers Gemälde We don’t have problems with disco door-waiters, if they don’t let us in, we don’t let them out von 1986 aus dem Museum Folkwang in Essen. Mit Arbeiten von Emil Schumacher, Werner Gilles und Erich Mueller Kraus wird hier zudem auf die Zeit unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs zurückgeblickt.
DIE DYNAMIK VON BEWEGUNG IN RAUM UND ZEIT
Im Themenraum „Dynamik“ werden Aspekte der Mobilität und das dichte Straßen- und Autobahnnetz im Ruhrgebiet durch eine ganze Reihe von Arbeiten ins Gedächtnis gerufen. So wird u. a. Hans-Christian Schinks Fotografie einer großen Autobahnbrücke aus dem Museum Küppersmühle in Duisburg der Installation Zeit ist keine Autobahn – Basel (2011) von Michael Sailstorfer aus der Kunsthalle Recklinghausen gegenübergestellt. Ein auf einer Wandfläche rotierender Autoreifen hinterlässt einen stetig anwachsenden Haufen Gummiabrieb. Eine Fotografie von Spuren im Schnee von Anton Stankowski aus den 1930er-Jahren aus der Sammlung der Ruhr-Universität Bochum und eine Lithographie von Katharina Grosse mit übereinander gelagerten, gestischen Farbapplikationen aus dem Kunstmuseum Mülheim ergänzen die dialogische Zusammenstellung. Vorstellungen von Vergänglichkeit und Beständigkeit, Mobilität und Stillstand treten hier in einen spannungsvollen Dialog.
SCHAUFENSTER AUF DIE KONSUMKULTUR
Die Entwicklung des Konsumverhaltens vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart wird im Themenraum „Kauflust“ thematisiert. Zwei Gemälde von August Macke, Helle Frauen vor Hutladen (1913) aus dem Osthaus Museum in Hagen und Modes: Frau mit Sonnenschirm vor Hutladen (1914) aus dem Museum Folkwang in Essen zeigen Passantinnen beim Betrachten von Auslagen der Warenhäuser und sind frühe Zeugnisse der aufblühenden Konsumkultur. Kombiniert werden die beiden Werke u. a. mit zeitgenössischen Fotografien von Gudrun Kemsa aus der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, deren Serien Apple Store I und Apple Store II (2013) Menschen zeigen, die sich in den Glasfassaden heutiger Innenstädte spiegeln. Fotografien von Dietmar Riemann und Tata Ronkholz fangen die Einkaufswelten der 1980er-Jahre ein und folgen dem Blick des Flaneurs durch die Schaufenster. Ergänzt wird der Raum durch drei „Horten-Waben“ aus dem Gustav-Lübcke-Museum in Hamm, keramische Fliesen nach einem Entwurf von Egon Eiermann, die bis Ende der 1970er-Jahre als Fassadenschmuck alle Filialen der Kaufhauskette Horten zierten und über Jahrzehnte das Bild deutscher Innenstädte prägten.
SPRUNGBRETT FÜR EIGENE ENTDECKUNGEN
Das Publikum hat bei „21 x 21“ nicht nur die einmalige Chance, ein facettenreiches Zusammenspiel der 21 Museumssammlungen zu erleben. Die Sonderausstellung in der Villa Hügel bietet auch einen idealen Einstieg, die einzigartige Museumslandschaft zwischen Rhein, Ruhr, Emscher und Lippe auf eigene Initiative weiter zu entdecken und die einzelnen Häuser zu erkunden.
Auf ins Ruhrgebiet also. Ob mit dem Auto oder mit Bus und Bahn, per Fahrrad oder zu Fuß entlang der vielen Wanderwege: Wer die 21 Museen erkunden will, braucht Ausdauer. Doch die Entdeckerfreude wird belohnt. Der abendliche Blick auf den Tetraeder in Bottrop oder die begehbare Achterbahn „Tiger & Turtle“ in Duisburg bei Sonnenuntergang runden die Museumstour ab.
SAMMLUNGSGESCHICHTE AUCH IN DIGITALER FORM
Ergänzend zur Ausstellung wird die Bandbreite der Sammlungen der 21 RuhrKunstMuseen digital noch umfassender präsentiert. Die digitale Web-App www.21×21.de mit rund 400 Kunstwerken ist bereits seit dem 7. November 2024 online. Hier finden die Nutzer*innen auch das digitale „Museumsmatch“, das die persönlichen Vorlieben auf spielerische Weise mit den Sammlungen der 21 Kunstmuseen abgleicht. Das digitale Projekt war die Initialzündung für die Ausstellung in der Villa Hügel und wird ebenfalls von der Krupp-Stiftung gefördert.
NETZWERK RUHRKUNSTMUSEEN
Kunstmuseum Bochum | Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum: Museum moderner und zeitgenössischer Kunst | Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum: Situation Kunst mit Museum unter Tage | Josef Albers Museum Quadrat Bottrop | Museum Ostwall im Dortmunder U | Lehmbruck Museum | MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst | Museum DKM | Museum Folkwang | Kunstmuseum Gelsenkirchen | Emil Schumacher Museum | Osthaus Museum Hagen | Gustav-Lübcke-Museum Hamm | Emschertal-Museum Herne, Städtische Galerie | Flottmann-Hallen Herne | Museum Haus Opherdicke | Skulpturenmuseum Marl | Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr | LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen | Kunsthalle Recklinghausen | Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna | Märkisches Museum Witten
BEGLEITPROGRAMM
Die Ausstellung wird von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm begleitet: Von Führungen mit Kurator*innen und Künstler*innen, über Vorträge und Podiumsdiskussionen sind verschiedene Veranstaltungen geplant. Besonders hervorzuheben sind Bustouren zu allen 21 RuhrKunstMuseen an den Samstagen im Ausstellungszeitraum. Informationen zu Ticketbuchungen, Öffnungszeiten sowie dem Gesamtprogramm unter www.villahuegel.de folgen.
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