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Historisches Archiv Krupp wird Teil von Deutschlands Gedächtnis: Mikrofilme werden am 20. Mai erstmalig im Barbarastollen eingelagert

Essen, 20.05.2022 – Am 20. Mai werden erstmals Mikrofilme aus dem Historischen Archiv Krupp in Essen im Barbarastollen eingelagert. Der Barbarastollen ist der Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland, der durch die internationale Konvention von Den Haag zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten völkerrechtlich besonders geschützt ist. Unter der Federführung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) werden dort Mikro­film­kopien von Dokumenten des Staates, der Kultur und der Wirtschaft Deutschlands von höchster nationaler Bedeutung sicher gelagert.

 

Das Historische Archiv Krupp ist das erste Wirtschaftsarchiv und das erste Privatarchiv überhaupt, das seine Mikrofilme dort deponieren darf. Damit bekommen sie den Status von Dokumenten mit besonderer Aussagekraft zur deutschen Geschichte, deren Verlust eine große Erinnerungslücke hinterlassen würde. Eingelagert werden ca. 2.200 Rollen 35 mm Silber-Mikrofilme einschließlich der Findbuchdaten. Verfilmt worden ist ein Bestand von rund 830 Regalmetern Länge, der die Entwicklung der Firma Krupp von einem Handelshaus zu einem Industrieunternehmen widerspiegelt, aus dem schließlich ein Weltkonzern wurde. Die Einlagerung der Filme wurde vom BBK eng begleitet und durch die Übernahme der Einlagerungskosten und die Ausbelichtung der Findbuchdateien auf Mikrofilm gefördert.

 

Die verfilmten Bestände des Historischen Archivs Krupp repräsentieren die schriftliche Rückgratüberlieferung zur Geschichte des Hauses Krupp bis in die 1960er-Jahre und umfassen sowohl persönliche Unterlagen einer großindustriellen Familie als auch die geschäftlichen Unterlagen eines Industriekonzerns. Es handelt sich um Akten der Firmen­inhaber, der Zentralregistratur der Firma, der Vorstände und Direktoren so­wie der Verwaltung Hügel, darüber hinaus um Verträge, Geschäfts­berichte und Erinnerungen von Werksangehörigen. Hinzu kommen Unterlagen zum Nürnberger Krupp-Prozess 1947/48, zu Produkten des Konzerns sowie zu dem in den 1960er-Jahren im Krupp-Konzern aufgegangenen Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation. Die Bestände erzählen deutsche und internationale Geschichte. Weit über das rein Ökonomische hinaus, betreffen sie auch Fragen von Politik, Kultur und Gesellschaft. Sie illustrieren außerdem die erstaunliche Bandbreite an Kontakten, welche die Essener Industriellenfamilie Krupp und das Unternehmen pflegten. In den Akten befinden sich zahlreiche Handschriften von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, beispiels­weise Kaiser Wilhelm II., Reichskanzler Otto von Bismarck, Bundes­kanzler Konrad Adenauer, Max Planck und Albert Schweitzer. Hinzu kommen Briefwechsel mit ausländischen Herrschern wie Li Hongzhang, China, oder Kaiser Dom Pedro II., Brasilien.

 

„Wir freuen uns über die Möglichkeit, die Überlieferung zu Firma und Familie Krupp als einzigartiges und umfassendes Zeugnis der Indu­strialisierung Deutschlands und der Wirtschaftskultur des 19. und 20. Jahrhunderts im Zentralen Bergungsort der Bundesrepublik bei Freiburg im Breisgau einzulagern und damit dauerhaft zu bewahren“, so Prof. Ralf Stremmel, Leiter des Historischen Archivs Krupp.

 

Historisches Archiv Krupp

Bereits im Jahr 1905 gegründet, ist das Historische Archiv Krupp das älteste deutsche Wirtschaftsarchiv und eine der bedeutendsten Einrich­tungen seiner Art. Es verwahrt die Überlieferung der Indus­triellen­fami­lie Krupp und ihres Unternehmens – eine Über­lieferung, die vielfach mit den großen Themen der Geschichte des 19. und 20. Jahr­hunderts ver­knüpft ist. Die Bestände – mehr als zehn Regalkilometer – werden von Forscherinnen und Forschern aus aller Welt genutzt. Eigentümerin des Archivs ist die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die mit ihrem Engagement den Erhalt und Fortbestand der Archivbestände sichert. Die Stiftung ist die größte Einzelaktionärin der thyssenkrupp AG. Sie verwendet die ihr aus ihrer Unternehmens­beteiligung zufließen­den Erträge ausschließlich für gemeinnützige Zwecke.

 

Barbarastollen

Etwas außerhalb des Schwarzwaldortes Oberried liegt der Barbara­stollen. Er ist der Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland. Auf Grundlage der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten werden dort seit 1975 Mikrofilme aus der Bundessicherungs­verfilmung in speziellen Edelstahlbehältern einge­lagert. Aktuell lagern dort über eine Milliarde Mikrofilm­aufnahmen in Edelstahlbehältern. Seit 1978 gehört der Barbara­stollen in das Internationale Register der Objekte unter Sonderschutz bei der UNESCO in Paris.

Der Stollen bietet bei einer konstanten Temperatur von ca. 10 °C optimalen Schutz für die Mikrofilme. Die Stahlbehälter, in denen die Filme verpackt sind, schützen vor Feuchtig­keit, Schmutz, Chemikalien und mechanischer Zerstörung. Zudem liegt der Stollen in ausreichender Entfernung zu militärischen Stützpunkten oder Industriezentren – dies ist eine Voraussetzung für den Sonder­schutz nach Haager Konvention. Ein Angriff des Bergungsortes in einem bewaffneten Konflikt, wäre ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Unter den genannten Lagerungs­bedin­gungen werden die Mikrofilme mindestens 500 Jahre lesbar sein und somit auch nachfolgenden Generationen mit fälschungssicheren Kopien von Originaldokumenten ein authentisches Zeugnis der deutschen Geschichte darbieten können.

 

Kontakt Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

Barbara Wolf
Leiterin Kommunikation
Telefon: +49 (0)201 188-4809
E-Mail: presse@krupp-stiftung.de