„Humboldt dankt, Adenauer dementiert“
Ausstellung in der Villa Hügel, Essen
Essen, 23. März 2017. – Der Forschungsreisende Alexander von Humboldt und Kaiser Wilhelm II., der Erfinder Thomas Alva Edison und der Physiker Max Planck, die Politiker Gustav Stresemann und Willy Brandt, der Maler Max Liebermann und der Dirigent Herbert von Karajan – sie alle korrespondierten mit der Familie Krupp, Alfried Krupps Generalbevollmächtigtem Berthold Beitz oder dem Unternehmen. Die Ausstellung Humboldt dankt, Adenauer dementiert. Briefe aus dem Historischen Archiv Krupp (25. März bis 8. Oktober 2017) in der Villa Hügel, Essen, lädt ein zu einer Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Eine Auswahl von 44 Dokumenten aus einem Zeitraum von fast 200 Jahren gibt überraschende Einblicke in Politisches und Alltägliches. Die handgeschriebenen oder eigenhändig unterschriebenen Schriftstücke spiegeln das Zeitgeschehen und zeigen den Wandel der Kulturtechnik des Schreibens.
„Das Historische Archiv Krupp ist eine Schatzkammer, ein riesiges Gedächtnis mit fast zehn Regal-Kilometern, und es bewahrt weit mehr als die Geschichte des Unternehmens“, erklärt Ursula Gather, die Vorsitzende des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. „Ich freue mich sehr, dass wir mit der Ausstellung erneut einen kleinen Teil dieses einzigartigen Wissens erfahrbar machen können. Humboldt dankt, Adenauer dementiert ist der Beginn einer Reihe von Veranstaltungen und Förderaktivitäten, mit denen wir an die Gründung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und die Aufnahme ihrer Tätigkeit im Januar 1968 erinnern wollen.“
Die Kunst der Korrespondenz
Graf Zeppelin versuchte Friedrich Alfred Krupp für sein lenkbares Luftschiff zu begeistern und formuliert „ergebenst“ an „Euer Hochwohlgeboren“. „Gehen Sie jeden Tag in die Fabrik“, forderte Kaiser Wilhelm II. die junge Bertha Krupp auf. Eigenhändig, mit schwarzer Tinte und kräftigem Federstrich, schrieb er sechs Seiten an die Unternehmenserbin. Humorvoll dankte der Arzt und Humanist Albert Schweitzer für die Spende einer Glocke für sein Urwaldspital in Afrika. Über ein Filmprojekt im Sudan korrespondierte die Regisseurin Leni Riefenstahl mit Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Und Willy Brandt hob in seinem Brief die „unerschrockene Art“ von Berthold Beitz hervor. Seine Wertschätzung drückte der Bundeskanzler nicht nur dadurch aus, dass er betonte, wie wichtig es sei, „in guter Verbindung zu bleiben“, sondern auch, weil er den Brief ganz mit eigener Hand schrieb.
Zwischen den Zeilen
Die Mitglieder der Familie, das Unternehmen und Krupps Generalbevollmächtigter Berthold Beitz standen stets in regem Briefwechsel mit Politikern, Wissenschaftlern, Künstlern und Industriellen im In- und Ausland. Viele bedankten sich, manche baten um Vermittlung, suchten die Aufmerksamkeit ihrer Adressaten, berichteten von eigenen Projekten oder brachten sich und ihr Anliegen in Erinnerung. Mancher bekräftigte seine Absichten lieber schriftlich, „unterstrich“ die eigene Meinung mit energischem Federstrich, suchte nach Gedankenaustausch oder stand schlicht in Geschäftskontakt. Die ausgestellten Briefe verraten Nichtgesagtes zwischen den Zeilen und werfen ein Schlaglicht auf Charakter und Weltsicht ihrer Verfasser. Zugleich zeichnen sie ein Bild ihrer Adressaten und öffnen Fenster zur Vergangenheit.
Briefe atmen Zeitgeist
„Die Dokumente, die wir ausgewählt haben, atmen den Zeitgeist. Industrialisierung, soziale Frage, Kolonialismus, Kalter Krieg, wissenschaftlicher Fortschritt, Entdeckungen, Erfindungen, die gesellschaftliche Rolle der Frau, nicht zuletzt die Funktion von Geld und Kapital – all das wird angeschnitten“, erklärt Ralf Stremmel, der Leiter des Historischen Archivs Krupp. „Einiges, wie ein euphorischer Brief des Erfinders Rudolf Diesel an seine Ehefrau, kam auf überraschenden Wegen in das Krupp-Archiv. Auch darüber wird berichtet.“
Die Ausstellung zeigt die Originale in einer Inszenierung, die sowohl das Lesen ermöglicht als auch die Geschichte hinter den Dokumenten erzählt.
Es erscheint ein Begleitband mit Aufsätzen und 66 Briefen.
Humboldt dankt, Adenauer dementiert. Briefe aus dem Historischen Archiv Krupp. Verlag Philipp von Zabern, 248 S. geb., 24,95 €, ISBN 978-3-8053-5071-6
Weitere Informationen zur Ausstellung: www.villahuegel.de/de/ausstellungen/aktuell
Pressefotos zum Download unter: www.villahuegel.de/de/presse/pressebilder
Pressekontakt: Waltraud Murauer-Ziebach, presse@villahuegel.de, 0201-61629-16