Jahresprogramm 2025
Aktuelles Rückblick: Salon am Hügel – Künstliche Intelligenz zwischen Verantwortung, Ethik und Innovation
Vier Personen sitzen im Gartensaal der Villa Hügel, einem reich geschmückten und verzierten Raum im LouisIV-Stil, auf einem Podium. Im Vordergrund ist PUblikum zu sehen, links ist ein weiterer Teilnhemer auf einem Fernseher zugeschaltet.
Salon am Hügel - KI-Agenten: Zwischen Autonomie und Kontrolle | © Krupp-Stiftung / Foto: Schuchrat Kurbanov

Rückblick: Salon am Hügel – Künstliche Intelligenz zwischen Verantwortung, Ethik und Innovation

Gestern fand unter dem Titel „KI-Agenten – Zwischen Autonomie und Kontrolle“ der achte Salon am Hügel in der Villa Hügel und im Livestream statt. Prof. Dr. Christoph Bieber, Inhaber der Johann-Wilhelm-Welker-Stiftungsprofessur für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft an der NRW School of Governance der Universität Duisburg-Essen, Matthias Biebl, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens RLVNT, Michael Harr, Geschäftsführer der Stiftung Pro Senectute beider Basel, Prof. Dr. Kristian Kersting, Professor für Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen (AIML) am Fachbereich Informatik an der Technischen Universität Darmstadt und Barbara Thiele, Direktorin für Vermittlung und Digitales, Jüdisches Museum Berlin diskutierten über ethische und gesellschaftliche Herausforderungen von KI-Agenten und für Non-Profit-Organisationen im Besonderen. Moderiert wurde die Runde von der Autorin und Journalistin Shelly Kupferberg.

Bei dem spannenden interdisziplinären Podiumsgespräch haben die Expert*innen aus Wissenschaft, Kultur, Stiftungswesen und Wirtschaft verschiedene Perspektiven beleuchtet und die Chancen und Risiken von KI-Agenten offengelegt. Die Diskussion beleuchtete unter anderem die Frage, welche Verantwortung Institutionen und Unternehmen beim Einsatz von KI übernehmen müssen und welche Rolle gemeinwohlorientierte Organisationen dabei spielen können. Die Publikumsresonanz – vor Ort und digital – war so hoch wie nie zuvor. Dies unterstreicht die gesellschaftliche Relevanz des Themas ebenso wie die damit verbundenen Unsicherheiten.

Vertrauen, Verantwortung und Transparenz

Barbara Thiele erinnerte an die hohe Vertrauenswürdigkeit, die Museen in der Gesellschaft genießen – noch vor Wissenschaft und öffentlich-rechtlichen Medien. Diese Verantwortung verlange einen besonders sensiblen Umgang mit KI-Technologien. So wurde etwa vor der Gefahr gewarnt, dass KI genutzt werden könnte, um historische Narrative zu verzerren. Thiele sprach sich für Transparenz bei der Nutzung von KI aus – etwa durch die klare Kennzeichnung KI-generierter Inhalte – sowie für Formate zur Vermittlung von Medienkompetenz, z. B. durch Archiv-Workshops und Citizen-Science-Projekte.

KI zwischen Innovation und Ethik

Prof. Dr. Christoph Bieber lenkte den Blick auf die ethischen Implikationen: Woher stammen die Daten, mit denen KI-Modelle trainiert werden? Gibt es eine informierte Zustimmung zur Nutzung dieser Daten? Und lassen sich gemeinsame Werte überhaupt algorithmisch abbilden? Auch Matthias Biebl betonte, dass der erfolgreiche Einsatz von KI – etwa in der Unternehmenskommunikation – eine strategische Auseinandersetzung erfordert, die weit über den Erwerb von Softwarelizenzen hinausgeht.

Prof. Dr. Kristian Kersting verwies auf die Notwendigkeit, in Europa eigene KI-Infrastrukturen und Sprachmodelle zu entwickeln, um technologische Souveränität zu bewahren. Er rief Politik und Wirtschaft gleichermaßen zum Handeln auf: „Wer jetzt nur abwartet, was in den USA passiert, wird den Anschluss verlieren.“ Zugleich warnte er davor, KI zu „vermenschlichen“ – und plädierte für eine differenzierte, aufgeklärte und interdisziplinäre Auseinandersetzung.

Regulierung und Chancen im demografischen Wandel

Ein weiterer zentraler Punkt war die Regulierung: Der europäische AI Act soll für mehr Transparenz sorgen – unter anderem durch verpflichtende Daten-Audits. Die Diskussion zeigte jedoch auch, dass Regulierungsmaßnahmen Innovation nicht behindern dürfen. Die Diskutat*innen brachten die gesellschaftspolitische Dimension auf den Punkt: Wenn KI-gestützte Anwendungen z. B. in der öffentlichen Verwaltung effizient helfen könnten, dem Fachkräftemangel zu begegnen, müsse jetzt in entsprechende Infrastrukturen investiert werden – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels.

Ein Blick in die Zukunft – ohne Angst, mit Verantwortung

Zum Abschluss wurde die Frage gestellt: „Vertrauen Sie der KI?“ Die Mehrheit des Publikums äußerte ein nur begrenztes Vertrauen – und doch können sich viele eine Welt ohne Künstliche Intelligenz kaum noch vorstellen. Es brauche weniger „German Angst“ (so Kersting) und mehr Mut, die Zukunft aktiv mitzugestalten.

Fazit

Der Abend zeigte eindrücklich, wie vielschichtig das Thema KI-Agenten ist – technisch, ethisch, politisch und gesellschaftlich. Die Rolle gemeinwohlorientierter Organisationen wurde dabei ebenso herausgestellt wie die Notwendigkeit eines gesamtgesellschaftlichen Diskurses. Die Stiftung wird diesen Dialog fortsetzen – als Plattform für reflektierten Austausch, verantwortungsvolle Technologiegestaltung und gesellschaftliche Teilhabe. Der „Salon am Hügel“ kann auf dem YouTube-Kanal der Krupp-Stiftung und auf Instagram angeschaut werden.