Jahresprogramm 2024
Aktuelles Vortrag von Dr. Frank M. Bischoff: Archive im digitalen Zeitalter
Impression des Vortrags von Dr. Frank M. Bischoff, Präsident des Landesarchiv NRW | © Krupp-Stiftung/Foto: Peter Gwiazda

Vortrag von Dr. Frank M. Bischoff: Archive im digitalen Zeitalter

Am 19. November 2024 setzte die Krupp-Stiftung ihre Vortragsreihe fort. Dr. Frank M. Bischoff, Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, beleuchtete in seinem Vortrag „Archive im digitalen Zeitalter – abgehängt oder auf der Überholspur?“ die Rolle und Bedeutung von Archiven in der heutigen, digitalisierten Welt. Dabei ging Frank M. Bischoff sowohl auf die Herausforderungen als auch auf die Chancen durch neue Technologien und innovative Zugriffsstrategien ein. Das Thema des Vortrags hat für die Krupp-Stiftung besondere Relevanz, da sie Eigentümerin des Historischen Archiv Krupp ist. Prof. Stremmel, Leiter des Krupp-Archivs, stellte in seinem Grußwort zur Diskussion, welche Rolle Archive in einer zunehmend digitalen Welt spielen werden.

Archive als Gedächtnis der Gesellschaft

Im Rahmen des Vortrags erläuterte Dr. Bischoff, dass Archive das „Langzeitgedächtnis“ unserer Gesellschaft sind. Sie sichern Überlieferungen und bewahren politische und administrative Entscheidungen, wodurch Menschen sich in Zukunft an die Vergangenheit erinnern können. Auf diese Weise bleibt überprüfbar, was tatsächlich in der Vergangenheit geschehen ist.  Archive tragen somit zur Transparenz bei – ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung demokratischer Strukturen. Gleichzeitig bieten sie Informationen, die identitätsstiftend wirken, und stehen allen Interessierten offen.

Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung

Ein Schwerpunkt des Vortrags war die digitale Verwaltung und Archivierung. Dr. Bischoff hob Initiativen wie das Digitale Archiv NRW hervor, die als zentrale Plattform kleinere Archive entlasten. Der Aufbau elektronischer Archivierungsinfrastrukturen stellt gerade für kleinere Einrichtungen eine große Herausforderung dar, da die Anforderungen komplex und ressourcenintensiv sind.

Besonders die Bereitstellung digitaler Inhalte für die Öffentlichkeit nimmt an Bedeutung zu. Während bereits zahlreiche Findbücher und Millionen von Beschreibungseinheiten online zugänglich sind – etwa über das Archivportal NRW –, liegt der Anteil der digitalisierten Bestände vielerorts noch bei etwa 10 %.

Die steigende Nutzung solcher Portale zeigt jedoch den Bedarf: Im vergangenen Jahr wurden allein auf Archiv-NRW-Online 60 bis 70 Millionen Zugriffe verzeichnet, darunter auch viele aus dem Ausland. Nutzer aus den USA führten mit 5,4 Millionen Anfragen, gefolgt von Deutschland mit 1,6 Millionen Zugriffen.

Zukunftsperspektiven

Archive stehen vor einem strukturellen Wandel, der seit über 30 Jahren anhält. Fragen der Priorisierung bei der Archivierung, der Ausbildung von Fachkräften sowie die Integration neuer Technologien bestimmen die aktuelle Diskussion. Archive entwickeln innovative Strategien, um der zunehmenden Datenflut gerecht zu werden.

Dr. Bischoff fasste zusammen, dass Archive nicht nur wichtige Bewahrer des kulturellen Erbes sind, sondern auch als zentrale Kooperationspartner anerkannt werden, wenn es um Lösungen für die Archivierung digitaler Unterlagen geht. Dabei agieren sie agil, ohne jedoch die Produktionsgeschwindigkeit moderner Verwaltungen zu überholen – denn Archive stehen am Ende der Informationskette.

Die Veranstaltung unterstrich, dass Archive, wie das Krupp-Archiv, auch im digitalen Zeitalter unverzichtbar bleiben – als Bewahrer der Vergangenheit und als Ressource für die Zukunft.