Jahresprogramm 2024
Alfried Krupp Förderpreis 2024

Alfried Krupp-Förderpreis 2024

Der Alfried Krupp-Förderpreis

Der Alfried Krupp-Förderpreis wird seit 1986 jährlich für Nachwuchs­wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgeschrieben, die in den Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften eine Erstprofessur an einer deutschen Hoch­schule innehaben. Er gehört zu den am höchsten dotierten Preisen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und wurde bisher an 43 herausragende Nachwuchsforscherinnen und -forscher vergeben.

Die mit 1 Mio. € dotierte Auszeichnung soll die Preisträger*innen während eines Zeitraums von fünf Jahren in die Lage versetzen, sich unabhän­gig von öffentlichen Geldern ein verbessertes Arbeitsumfeld zu schaffen und ihre Arbeit in Forschung und Lehre voranzutreiben.

Die Alfried Krupp-Förderpreisträgerin 2024: Prof. Dr. Kerstin Göpfrich

Prof. Dr. Kerstin Göpfrich (34) wurde 2022 auf eine Professur am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg berufen. Sie hat Physik und Molekulare Medizin an der Universität Erlangen studiert und ihr Studium im Cavendish Laboratory an der Universität Cambridge (Großbritannien) fortgesetzt. 2017 wurde sie mit einer Arbeit über DNA-Origami Nanoporen promoviert. Seit 2019 ist Kerstin Göpfrich zudem Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg. Des Weiteren ist sie Fellow der Max Planck School Matter to Life.

Die Arbeit von Kerstin Göpfrich wurde bereits mit zahlreichen Förderungen und Auszeichnun­gen gewürdigt, unter anderem 2022 mit einem ERC Starting Grant und einem HFSP Grant. Ebenfalls erhielt sie den Women Interactive Materials Award für ihre Arbeit an Materialien mit lebensähnlichen Eigenschaften, ein Marie Skłodowska Curie Fellowship (2017) am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart und ein Gates Cambridge Fellowship der Bill & Melinda Gates Foundation (2013) sowie ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes (2009).

Sie ist regelmäßig als Keynote Sprecherin eingeladen, z. B. im Rahmen von TEDx oder für das Deutsch-Amerikanische Institut Heidelberg, tritt in TV- und Radio-Sendungen auf und beteiligt sich an Podcasts.

Über die Forschung von Kerstin Göpfrich

Physikalische Modelle ermöglichen es, Naturgesetze zu verstehen, doch für lebendige Systeme fehlen solche Modelle bislang. Göpfrich setzt genau hier an: Sie möchte mit ihrer Forschung eine künstliche Modell­zelle erschaffen, die neue Wege zur Beschreibung und Nutz­bar­machung von Lebensprozessen eröffnet. Konkret arbeitet Göpfrich im Forschungsfeld der sogenannten „Bottom-up“ synthe­tischen Biologie, die sich damit befasst, lebende Zellen unter Laborbedingungen künstlich herzustellen. Hier wird versucht, in vitro funktionsfähige Bauteile zu generieren, die Lebensprozesse ermöglichen. Für diesen Vorgang müssen andernorts produzierte Proteine in künstliche Zell­hüllen einge­schleust werden. Göpfrich hat dabei einen neuen Weg einge­schla­gen: Anstatt fertige Proteine einzu­setzen, entwirft sie ihren eigenen Bausatz ganz neu aus moleku­larer Hardware. Dabei wählt sie DNA und RNA zur Konstruktion. Durch einen Kunstgriff wird die ketten­­förmige DNA nach einem Designprozess am Computer zu zwei und dreidimensionalen Strukturen umgeformt, die dann auch funktio­nale Eigenschaften ausüben können. DNA-Origami nennt sich diese Falt­kunst im Nanometer-Maßstab. Auf diese Art gelang Göpfrich der Nach­bau funktionsfähiger DNA-basierter Zellskelette, die Stoffe inner­halb der künstlichen Zellen transportieren können. Auch die Bildung von Tochterzellen gelingt bereits. Im nächsten Schritt sollen nun die künst­lichen Zellen ihre molekulare Hardware selbst produ­zie­ren, was bislang nicht möglich war. Diese Weiterentwicklung könnte nicht nur helfen, die Entstehung früher Lebensformen besser zu ver­stehen, sondern auch in der Medizin Anwendung finden. So könnten zukünftig Materialien entstehen, die sich selbst regenerieren, an ver­änderte Bedingungen anpassen und eigenständig weiterentwickeln können.

Göpfrichs innovative Herangehensweise hat bereits mehrfach zu patentierten Anwendungen geführt, darunter eine bildbasierte Methode zur Zellsortierung. Mit ihrer Vision, eine künstliche Modellzelle zu erschaffen, vereint sie Neugier getriebene, bahnbrechende Wissenschaft mit der Entwicklung anwendbarer Innovationen.

„Der diesjährige Alfried Krupp-Förderpreis zeichnet Kerstin Göpfrich und ihre bahnbrechenden wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bereich der synthetischen Biologie aus. Nicht nur eröffnet ihre Forschung neue Perspektiven für Wissenschaft und Industrie, sie kann auch unser Verständnis von Leben revolutionieren. Die Krupp-Stiftung freut sich sehr, Kerstin Göpfrich auf ihrem Weg zu begleiten und sie bei der Entwicklung dieser revolutionären Ansätze zu unterstützen.“

Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Gather, Vorsitzende des Kuratoriums der Krupp-Stiftung

Festakt: Impressionen der Veranstaltung

Die Verleihung des Alfried Krupp-Förderpreises findet jedes Jahr im Herbst in der Villa Hügel statt. Prof. Ursula Gather, die Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung begrüßte die Festgäste und eröffnete den Abend mit einer Ansprache. Die mit 1 Mio. € dotierte Auszeichnung überreichte Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Den Festvortrag mit dem Titel „To open eyes. Das Erbe von Josef Albers“ hielt Dr. Linda Walter, Direktorin des Josef Albers Museum Quadrat Bottrop.

Laudatio

Den Rahmen des Abends bildete die Laudatio auf Kerstin Göpfrich, die in Filmform gezeigt wurde und die Perspektiven ihrer Weggefährten aufzeigte: Prof. Dr. Elmar Schiebel (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg), Prof. Dr. Ulrich F. Keyser (University of Cambridge), Prof. Dr. Joachim P. Spatz (Max-Planck-Institut für medizinische Forschung) und Maja Illig (Doktorandin), gaben einen Einblick in die Zusammenarbeit mit Kerstin Göpfrich, erläuterten den Forschungsbereich und skizzierten die Persönlichkeit der Ausnahmewissenschaftlerin.

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